Jenatec-Cycling-Radsportler hängen am Seil / Rennfahrer von thüringischem Team entdecken Adrenalin-Kick beim Klettern in der Oberlausitz
Von Daniel Förster
Oderwitz / Zittau. Die Rennradsportler vom thüringischen Team Jenatec Cycling haben ein neues Metier für sich entdeckt – Bergsteigen. Eine zwölfköpfige Gruppe um den Geraer Thomas Barth, dem ehemaligen Kapitän der einstigen DDR-Friedensfahrtauswahl, war regelrecht begeistert, als sie in der Oberlausitz (Zittauer Gebirge) unter fachkundiger Anleitung erstmals zu einer Klettertour startete. „Das war einmalig. Beim Aufstieg auf den steilen Gipfelfelsen erlebte jeder von uns Gefühlsschwankungen zwischen Angst und Stolz", sagte Teamchef Barth nach dem Trainingstag der besonderen Art, zudem er weiß: „Klettern ist gut, um die Konzentrationsfähigkeit zu schulen." Deshalb hatte der 50-Jährige auch die Gunst der Stunde genutzt und einen Tag vor dem nächsten Querfeldein-Rennen im nahe gelegenen Radibor den Ausflug auf die Beine gestellt. "Seine Jungs" erklommen den Oderwitzer Spitzberg (510 über NN).
Ohne zu zögern, erklommen sie mit Seilen, von oben an Haken und Ösen gesichert, die bis zu 60 Meter hohen Basalt-Steilwände am Ost- und Südhang. „Sie wollten immer wieder an ihre Grenzen gehen, experimentierten unablässig bis in den siebener Schwierigkeitsbereich, auch wenn sie ab und zu ins Seil fielen", berichtet der Oderwitzer Ski- und Bergfreund Volker Heinrich, der die 18- bis 23-Jährigen eingewiesen hatte und jeden ihrer Tritte mit Adleraugen beobachtete. Stellenweise schlotterten den jungen Leuten am Basalthang richtig die Knie. „Das war Adrenalin pur", sagte ein völlig überwältigter Rick Ampler (20), als er nach dem Abstieg festen Boden unter den Füssen hatte und seinen Sicherheitsgurt ablegte. Die steilen Wände in der Oberlausitzer Bergwelt sind jedoch nicht ohne. Über die Gefährlichkeit des Kletterparcours mahnen am Fuße des Spitzberges immerhin zwei Gedenksteine, die nach zwei tödlichen Unfällen in den vergangenen zwei Jahren, aufgestellt worden sind.
Volker Heinrich, der Gründer und Erschließer des Oderwitzer Sportklettergebietes, war von der Leidenschaft der Jenatec-Cycling-Männer hingerissen. „Das sind richtige ehrgeizige Supersportler." Der 67-Jährige staunte beispielsweise über Neuzugang Albrecht Doering, der wie alle anderen auch gut zurecht kam. „Der junge Mann aus Berlin ist mehrfacher deutscher Skater-Meister im Marathon und seit Kurzem auch aktiver Radsportler", erzählte er.
Ex-Radprofi Barth und Ex-Skiakrobat Heinrich sind seit Jahren befreundet. „Wir haben uns Ende der 80er Jahre bei einer Gala zum Sportler des Jahres in Berlin kennengelernt. Damals war er als Mister Friedensfahrt mit der DDR-Auswahl zum wiederholten Mal nominiert worden", sagt Volker Heinrich. Der Oderwitzer Ski-Alpinist und Bergfreund wurde nach seinem Aufstieg und den Skiabfahrten mit seinem Bruder Lutz (u.a. 1989 vom 7134 Meter hohen Pik Lenin im Pamir unter Betreuung seines russischen Alpinistenfreundes "Alex Parchin") gewürdigt. Thomas Barth leckte während eines Besuchs bei seinem Freund Volker Heinrich im Klettern Blut. Für ihn lag es schnell auf der Hand bei der nächst besten Gelegenheit seine Radfahrergruppe mitzubringen. (df)