Rüdiger Selig steht im Aufgebot der Straßenrad-WM

 
 
 
Von Daniel Förster (Text / Fotos)
 

Für Radsporthoffnung Rüdiger Selig wird ein Traum wahr, für den er die ganze Saison hart gearbeitet hat. Der 22-Jährige aus Leipzig steht im deutschen Aufgebot der am Sonnabend beginnenden Straßenrad-WM in Kopenhagen (bis 25. September). Für den sprintstarken Allrounder, der seit 2008 in den Diensten des Teams Jenatec Cycling (Thüringen) steht und seit vier Jahren zum Jenaer Radverein gehört, ist es seit seinem Gastspiel in den zurückliegenden anderthalb Monaten im professionellen luxemburgischen Rennstall Leopard Trek ein weiterer großer Schritt in Richtung Profikarriere. „Meine gesamte Saison lief auf den WM-Start hinaus", jubelte Selig, als er Mitte der Woche vom Bund deutscher Radfahrer (BDR) nominiert wurde.
 

Nun fiebert der ehrgeizige Rennfahrer seinem ersten Einsatz bei einer Profi-WM entgegen. Im U23-Straßenrennen über 168 km kurbelt Selig am 23. September u.a. gemeinsam mit dem frisch gekürten Europameister und Nationalfahrer Julian Kern (21) vom Bochumer Team Seven Stones auf einer etwas welligen, aber insgesamt relativ flachen, etwa 14 Kilometer langen Runde durch die Stadt. „Die Strecke kommt mir entgegen", sagt Selig, die er auf der letzten Etappe der Dänemark-Rundfahrt bereits kennengelernt hat. Dort war er vor gut einem Monat im Trikot von Profiteam Leopard Trek am Start. Damals in der Helferrolle hofft er im Nationalkader diesmal auf „freie Fahrt".
 

Außer in Dänemark trat er auch bei der Tour du Poitou Charentes in Frankreich bei Leopard Trek in die Pedale. Bei den beiden Gast-Einsätzen sammelte er viele Erfahrungen im Profigeschäft. "Es war hart, aber es hat mir Spaß gemacht. Ich habe viel gelernt, mich denke ich, auch gut verkauft und versucht, Akzente zu setzen und nicht nur mitzurollen", sagt Selig im Rückblick. Bei der Tour de l'Avenir, die wichtigste U23 Rundfahrt, bei der er mit der Nationalmannschaft unterwegs war, gehörte er zu der Hälfte des Teams, die die Rundfahrt ohne auszusteigen zu Ende fuhr.
 

Bevor es nach Kopenhagen geht, wartet am Sonntag in Ellwangen (Baden-Württemberg) das letzte Rennen der Bundesliga-Serie auf ihn. Im Einzelklassement rangiert der Jenatec-Cycling-Kapitän nach acht von neun Rennen an vierter Stelle. „Wunschdenken ist zum Schluss noch mal ein Podiumsplatz." Bevor Selig Anfang Oktober in die Saisonpause geht, will er wieder als Gastfahrer den belgischen Klassiker Circuit Franco Belge auf sich nehmen.

 
Der gebürtige Zwenkauer gewann in diesem Jahr zum zweiten Mal die Schlussetappe der Tour de Berlin, wurde bei den deutschen Straßenmeisterschaften der U23 in Cottbus Dritter, gewann Anfang Juli die 32. Internationale Oderrundfahrt, wurde kurz darauf in Berlin Deutscher Meister im Punktefahren und verpasste Ende Juli um eine Sekunde den Gesamtsieg bei der internationalen Mazovia-Tour in Polen. „Es kommt nicht von ungefähr, dass ich dieses Jahr so gut gefahren bin. Den größten Anteil daran hat mein Trainer Torsten Wittig", sagt Selig. Die erfolgreiche Zusammenarbeit wollen beide weiter fortsetzen. Wittig wird Selig auch in seiner weiteren Karriere die Treue halten.
Nach seiner Gastfahrerrolle bei Leopard Trek hofft er auf einen Profivertrag bei dem Nachfolgeteam Radioshack-Nissan-Trek. Ein starker WM-Auftritt würde dafür ein gutes Argument sein. (df)